Interview

Drei Fragen an Stefan Spörri, neuer Zentralpräsident

Stefan Spörri wurde im Rahmen der Delegiertenversammlung zum neuen Präsidenten des Schweizerischen Militär-Sanitäts-Verbands gewählt. Warum er sich gerade für den SMSV einsetzen will und was ihm besonders am Herzen liegt, erzählt Stefan Spörri im Interview.

Weshalb haben Sie sich entschieden, Ihre Erfahrung für eine gemeinnützige Organisation einzusetzen?

Meinen ersten aktiven Einsatz zugunsten einer NPO erlebte ich als Jugendlicher im Rahmen der Aktionen «Hilfe für Mutter und Kind». Damals haben meine Brüder und ich auf Geheiss meiner Mutter samstags in der Berner Altstadt Seifen für den guten Zweck verkauft. Später war mein soziales Engagement zuweilen im Rahmen meines Berufes als Frauenarzt geboten oder manifestierte sich in regelmässigen Spendenzahlungen an einen Frauenverein, an die Glückskette und in Form von Mitglieder- und Gönnerbeiträgen an das SRK und an die REGA.

Ich wurde bereits in meiner Jugendzeit im Glauben erzogen, dass wir die Pflicht haben, unsere Talente sinnvoll einzusetzen und uns freiwillig zu melden, um etwas bewegen zu können. Diesen Grundsatz habe ich mir nun im Alter von 62 Jahren erneut zu Herzen genommen und mich für das Amt des Zentralpräsidenten SMSV zur Verfügung gestellt.

Welchen Bezug zum SMSV hatten Sie bisher?

Seit zehn Jahren bin ich Oberst im Stab Sanität. Dort hörte ich erstmals vom AULA. So berichteten Oberfeldarzt Stettbacher und sein Stabschef Oberst Flückiger von ihren Besuchen im Jugendlager und waren voller Lob für dessen Organisation und die Motivation aller Beteiligten. Kommt dazu, dass Fachoffizier Jack Bähler Lagerleiter ist und jedes Jahr die Verantwortung für die Durchführung des Ausbildungslagers trägt.

Einen guten Eindruck von der Arbeit des SMSV konnte ich in den Jahren 2016 bis 2020 als Chefarzt der Patrouille des Glaciers gewinnen. Der von der Schweizer Armee organisierte internationale Teamwettkampf ist eines der härtesten und längsten Skitourenrennen der Welt. Daran nehmen über 5’000 Wettkämpfer, wovon ca. 1’000 Angehörige der Armee, und über 40'000 Besuchern teil. Als Verantwortlicher des Sanitätsdienstes konnte ich auf die zuverlässige und kompetente Unterstützung von freiwilligen SMSV-Helfern zählen. Diese zeigten im Hochgebirge zwischen Zermatt und Verbier einen hervorragenden und professionellen Einsatz.

Der ultimative Schritt zum SMSV ergab sich dann letztlich wieder über Jack Bähler, seinerseits im SMSV-Vorstand und Chef Technik. Er fragte mich vor einem Jahr während meines Assistenzdienstes im Rahmen der Covid-19 Pandemie, ob ich die Nachfolge von Jürg Schmutz als Zentralpräsident SMSV antreten wolle. Wie Sie sehen, habe ich mit «Ja» geantwortet!

Was liegt Ihnen besonders am Herzen als SMSV-Präsident?

Zu den Kernaufgaben des SMSV gehört die Aus- und Weiterbildung in der Laienrettung. Gemäss einer aktuellen Studie des SRK und Helsana traut sich weniger als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung zu, im Notfall «Erste Hilfe» zu leisten. Insofern liegt es mir am Herzen, dieses Wissen an die Bevölkerung weiterzugeben. Unsere lokalen Vereine leisten diesbezüglich wertvolle Arbeit, indem sie Bevölkerungskurse anbieten. Ich kann jeden nur ermutigen, solche Angebote zu nutzen und die nötigen Kenntnisse in «Erster Hilfe» zu erlernen oder aufzufrischen.

Der SMSV ist aus meiner Sicht einzigartig, weil seine Mitglieder ausschliesslich in ihrer Freizeit mit viel Engagement und Herzblut ihre Arbeit verrichten. Freiwilligenarbeit gehört zur humanitären Tradition der Schweiz, diese jedoch im Wandel der Zeit attraktiv und relevant zu gestalten, stellt Organisationen vor grosse Herausforderungen. Hier gilt es, die richtige Balance zwischen Berufsalltag und Freizeit im Auge zu behalten, zumal die Freiwilligenarbeit auch für unsere Organisation eine enorme Bereicherung darstellt und zwingend erforderlich ist. Ich will mich deshalb – gemeinsam mit den übrigen Zentralvorstandsmitgliedern – vertieft mit unseren Vereinen auseinandersetzen und wertschätzende sowie unterstützende Rahmenbedingungen schaffen.